1. Woher bekommt ein Veganer sein Protein?
Mittlerweile ist meine Lieblingsantwort dazu: Das ist kein Problem, oder hast du schon mal von jemandem gehört, der unter Proteinmangel leidet? Tatsächlich ist Proteinmangel nämlich keine der gängigen Mangelerscheinungen. Viele Fleischesser behaupten auch gerne, dass das tierische Protein das beste sei und dass sich das menschliche Gehirn niemals so weit entwickelt hätte, hätte der Mensch nicht begonnen Fleisch zu essen.
Dazu folgendes: Proteine bestehen aus vielen Aminosäuren. Es gibt 22 verschiedene Aminosäuren, 8 davon sind essentiell, das heißt der Körper kann sie nicht selbst herstellen, diese 8 Amonosäuren müssen wir unserem Körper zuführen. Aus den Aminosäuren die der Körper bekommt, setzt er dann selbst die Proteine zusammen. Essen wir Proteine von Tieren, kann unser Körper diese Proteine nicht eins zu eins übernehmen, er nimmt sie erst auseinander, zerlegt sie also in die Aminosäuren, um anschließend die eigenen Proteine zu bauen. Richtig ist sicherlich, dass alle 8 essentiellen Amonisäuren im Fleisch enthalten sind, es also sehr praktisch ist Fleisch zu essen. ABER: es ist nicht notwendig. Unser Körper kann sich aus die Aminosäuren die er braucht aus verschiedenen Nahrungsmitteln zusammensuchen. Er kann sie sogar aus verschiedenen Mahlzeiten zusammensuchen. Es ist also nicht notwendig, dass man alle 8 essentiellen Aminosäuren in einer Mahlzeit zu sich nimmt. Man sollte lediglich darauf achten, dass man sie alle regelmäßig in seinen Nahrungsmitteln hat. Isst man regelmäßig Vollkornprodukte (Weizen, Reis) muss man sich um Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin keine Gedanken machen. Eine gute Quelle sind auch Nüsse, hiervon verzehrt man am besten ca. 1 Hand voll pro Tag.
Lasst euch nicht davon irritieren, dass heutzutage oft eine Proteinreiche und Kohlenhydratarme Kost zur Gewichtsreduktion empfohlen wird. Vollwertige Kohlenhydrate sind gesund und enthalten viele wichtige Inhaltsstoffe! Darauf sollte man nicht verzichten, als Veganer erst recht nicht.
Und zu dem Argument mit der Entwicklung des Gehirns: Natürlich war es für unsere Urahnen, die jedes Bisschen Nahrung mühsam beschaffen mussten ein großer Gewinn, eine so gute Proteinquelle wie ein Tier zu essen. Vor allem wenn man bedenkt, dass es den Ackerbau damals ja erst recht noch nicht gab. Aber heute ist eine andere Zeit, wir können in einen Supermarkt gehen und genau die Nahrung kaufen, die wir brauchen. Wir leben nicht mehr in Höhlen und jagen selbst, wir sind keine Steinzeitmenschen mehr! Das Argument ist also vielmehr eine Erklärung für etwas, das in frühester Vergangenheit liegt, es ist aber keinesfalls ein Grund für ein Verhalten in unserer heutigen Zeit!
2. Wie sieht es aus mit Vitaminen?
Von vielen Vitaminen wissen wir, dass sie insbesondere in frischem Obst und Gemüse enthalten sind. Da muss man sich als Veganer also keine Sorgen machen. Es gibt allein zwei „Problem-Vitamine“:
Vitamin D: Dieses Vitamin kann unser Körper selbst bilden, wir müssen es nicht mit der Nahrung aufnehmen. Dazu braucht der Körper allerdings Sonne. Wer täglich Sonne tankt, braucht sich also keine Sorgen zu machen. Die Entwicklung unserer Gesellschaft ist aber leider dahingehend, dass wir nicht mehr ausreichend mit Sonne versorgt sind. Dies betrifft nicht nur Veganer. Im Allgemeinen haben wir Mitteleuropäer oft einen kleinen Vitamin D-Mangel. Möchte man hier vorbeugen, sollte man öfter mal Avocados essen, was praktisch ist, da die echt lecker sind! Auch Pilze enthalten Vitamin D.
Vitamin B12: Vitamin B12 kommt entgegen weitverbreiteter Meinungen nicht im Fleisch direkt vor, sondern es wird ausschließlich von Mikroorganismen hergestellt. Diese Mikroorganismen wiederum kommen häufig im Verdauungstrakt von Lebewesen aber auch auf ungewaschenem Obst und Gemüse vor. Nicht nur aufgrund der aktuellen EHEC-Problematik würde ich davon abraten, Biogemüse und –obst nun nicht mehr zu waschen. Auch in der Biolandwirtschaft wird gedüngt, wenn auch mäßiger und gesünder. Außerdem weiß man nie, wer das schon alles in der Hand hatte. Also lieber die Nahrungsmittel gut waschen und Vitamin B12 supplementieren.
Die Vegan-Society empfiehlt drei Arten der Supplementierung, entweder einmal täglich ca.10 Mikrogramm (hier ist Veg1 ein guter Liferant), einmal wöchentlich 2000 Mikrogramm (2 Tabletten von Solgar) oder dreimal täglich mit Vitamin B12 angereicherte Lebensmittel zu verzehren.
Ich persönlich nehme einmal die Woche die Hochdosierten Tabletten und wenn ich mich krank führe die Veg1, die enthalten zudem auch noch andere Vitamine (beispielsweise auch Vitamin D).
3. Wird man ausreichend mit Mineralien, z.B. Eisen versorgt?
Eisenmangel ist so eine weitere beliebte Thematik mit der man als Veganer und auch als Vegetarier konfrontiert wird. Grade Frauen neigen zu Eisenmangel, ich selbst hatte als Kind (als ich noch omni war) auch oft welchen. Bei meinem letzten Blutcheck hieß es allerdings, dass meine Eisenwerte niedrig seien, aber nicht besorgniserregend. Eine gute Eisenquelle sind wiederum Vollkornprodukte und auch Hülsenfrüchte. Wenn ihr Eisenmangel habt, solltet ihr den Konsum von Kaffee und schwarzem Tee einschränken, diese hemmen die Eisenaufnahme des Körpers, ebenso wie übrigens Milchprodukte!
Bei akutem Eisenmangel hilft Rote-Beete-Saft. Ärzte empfehlen oft Kräuterblut, hier ist aber Honig enthalten. Ob man das zu Gunsten der eigenen Gesundheit mal in kauf nimmt, muss jeder selbst entscheiden.
4. Und Calcium?
Am schlimmsten ist das Märchen mit dem Calcium: „Milch macht Müde Männer munter“, mit dieser und andere groß angelegte Werbekampagnen macht uns die Milchlobby seit Jahrzehnten vor, dass wir Milch brauchen, ja, das wir ohne sie einen Mangel erleiden würden. Tatsächlich ist der Mensch das einzige Lebewesen, dass nach seiner Stillzeit noch Milch trinkt und das auch noch von einer anderen Spezies. Milch ist ein Nahrungsmittel das für ein kleines Babytier gemacht wurde, dass innerhalb kürzester Zeit sein Gewicht verdoppelt und verdreifacht. Ich möchte mein Gewicht lieber nicht derartig verändern.
Es ist aber natürlich richtig, dass Milch jede Menge Calcium enthält. Milch enthält aber auch Phosphate. Diese Phosphate sind kein Problem für unseren Körper, wir können ihn mit Hilfe von Calcium verwerten. Und jetzt kommt das Problem: Es ist weniger Calcium in der Milch enthalten als wir brauchen um die Phosphate zu verarbeiten. Was macht unser Körper also? Er nimmt was von dem Calciumvorräten aus dem Körper. Unterm Strich bekommen wir also kein Calcium von der Milch, uns wird welches entzogen.
Jetzt fragt man sich, warum Mediziner bei Osteoporose denn dann ausgerechnet den Konsum von Milch und Milchprodukten empfehlen. Eine gute Frage, die Erklärung ist ganz einfach: Ernährungslehre spielt eigentlich keine Rolle in der Ausbildung von Medizinern. Ihr Wissen über Ernährung ist laut Peta nicht größer als das eines Abiturienten. Ihr Wissen deckt sich also mit der langläufige Meinung „Milch ist gut für uns“, geprägt von der Milchlobby.
Wenn euch mal jemand sagt: „Aber Milch ist doch gesund, du brauchst Milch“, fragt mal, woher die Person das weiß. Das wird sie euch nämlich sicherlich nicht sagen können. Das ist eines dieser „Das weiß man doch“ Aussagen, die in unser Bevölkerung leider sehr verbreitet sind, wenn auch ganz ohne Hand und Fuß.
Zwar tauchen immer mal wieder auch wissenschaftliche Untersuchungen auf, die die Gesundheit von Milchprodukten beweisen wollen, komischerweise sind diese Studien aber immer von der Milchindustrie gefördert.
5. Isst man als Veganer nicht viel zu viel Soja?
Meine persönliche Meinung: Wenn man nicht gerade morgens Brot mit Soja-Wurstersatz futtert, mittags ein Sojasteak brät und abends Salat mit Räuchertofu isst und zwischendurch noch jede Menge Yofu, wird das schon passen.
Soja enthält einen Stoff, der dem Östrogen ähnlich ist, also wie ein Hormon wirkt. Daher ist es schon richtig, darauf zu achten, dass man nicht zu viel Soja isst, also nicht in jeder Mahlzeit. Lieber mal Aufstriche auf Hefe- oder Sonnenblumenkernbasis benutzen und zu Seitan-Fleischersatz greifen.
Zwar essen Asiaten sehr viel Tofu und das schon sehr lange und gelten als ein ausgesprochen gesundes Volk (außer sie passen sich den westlichen Ernährungsgewohnheiten an), aber ich würd das nicht als Todschlagargument gelten lassen, da es gut sein kann, dass Asiaten das Soja besser vertragen. Sie vertragen beispielsweise auch viel mehr Jod als der Mitteleuropäer. Bei einer stark algenhaltigen Kost würden wir nämlich irgendwann Schilddrüsenprobleme bekommen.
Dennoch steht der Verzehr von Sojaprodukten in Zusammenhang zu einer Verringerung von Herzerkrankungen und Tumorerkrankungen wie Brustkrebs.
Man also feststellen: Vegan zu leben ist keineswegs ungesund. Man kann mit einer ausgewogenen veganen Ernährung alle Bedürfnisse des Körpers abdecken. Tatsächlich findet man in den Medien ja auch immer wieder die Aussage, dass Veganer sogar gesünder leben als der Bevölkerungsdurchschnitt, da wir uns einfach mehr mit dem Thema Ernährung auseinandersetzen.
Ich würde sagen jemand der vegan lebt ohne über seine Gesundheit nachzudenken, also der typische Pudding-Veganer, macht wahrscheinlich genauso viele Fehler wie jemand, der einfach so omivor lebt ohne auf seine Gesundheit zu achten. Sprich: Einfach Tierprodukte vom Essensplan zu streichen und sich nur noch von Chips, Pommes und Sojapudding zu ernähren ist ungesund, genauso wie es ungesund ist ständig Burger, Pizza und Eis zu futtern.
Setzt man sich mit seiner Ernährung auseinander und stellt sie hauptsächlich aus Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten, sowie etwas Sojaprodukten und Obst zusammen, ist das meiner Meinung nach nicht nur gesund, sondern gesünder als normale Mischkost.
Selbst die WHO bestätigt, dass eine ausgewogene Vegetarische Kost gesünder ist als Mischkost. Empfehlungen bezüglich der veganen Ernährung sind oft noch zurückhaltend, es wird empfohlen zu supplementieren und besonders auf die Nahrungszusammenstellung zu achten. Laut American Dietic Association stehen koronare Herzerkrankungen, Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel und Diabetes (also all unsere Zivilisationskrankheiten) in direktem Zusammenhang mit zu hohem Fleischkonsum.
Campbell geht in seinem Buch „The China Study“ sogar noch weiter und sagt, dass alle tiereiweißhaltigen Lebensmitteln schlecht für unsere Gesundheit seien, also auch Milchprodukte und Eier. Campbell hat in jahrelanger Forschung festgestellt, dass nicht nur Fleisch, sondern alle tierischen Eiweiße in Zusammenhang mit den heutigen Zivilisationskrankheiten stehen.
Quellen/Zum Weiterlesen:
- www.diechinastudy.de
- www.peta2.de/gesundvegan
- www.who.int/en/
- www.vegansociety.com
- www.veganissimo.vegan.de/band2/bereiche/milch.shtml
- Kath Clements: Vegan
- Gill Langely: Vegane Ernährung
- Vollhardt/Schore: Organische Chemie
Ich hoffe das beantwortet die meisten eurer Fragen. Offen gebliebene Fragen könnt ihr gerne als Kommentar stellen, ich ergänze diesen Post dann entsprechend.